Vergangenes Wochenende verbrachten wir in Christchurch, wo ich jede Menge Zeit zum Birden hatte. Das Ziel war es, einige der heimischen Entenarten gut zu fotografieren, in der Hoffnung, dass sie in den städtischen Feuchtgebieten weniger scheu sind. Außerdem wollte ich meine ersten Schiefschnäbel finden. Die außergewöhnliche in Neuseeland endemische Limikole zeichnet sich wie sich am Namen erahnen lässt durch ihren zu einer Seite (immer nach rechts) gebogenen Schnabel aus. Die Art überwintert in großen Trupps in Wattflächen im Norden Neuseelands, im August wandert sie in ihre Brutgebiete, die sich ausschließlich in Zentral Otago und Canterbury befinden. Die geschätzte Population von 5000-5500 Individuen ist im Rückgang. Das ist vor allem bedingt durch den Verlust an Brutlebensraum, denn der Schiefschnabel brütet ausschließlich auf den Kiesbänken verflochtener Flüsse.
Scharben im Hafen von Oamaru

Auf dem Hinweg machten wir am Hafen von Oamaru einen kurzen Stop zum Sonnenuntergang. Neben einer Zwergpinguin-Kolonie, die bei einer Führung besucht werden kann, gibt es dort einen alten Bootssteg, der heute Heimat hunderter Scharben ist. Den Großteil machen Stewart- und Tüpfelscharben aus, aber auch einige Elster- und Kräuselscharben halten sich rund um den Steg auf.
Endemiten im Stadtpark
Am nächsten Morgen zum Sonnenaufgang ging es zunächst in den Hagley Park in der Hoffnung auf zutrauliche Weißkehlenten. Diese konnte ich zwar nicht finden, stattdessen waren aber einige Maorienten auf dem Victoria Lake anzutreffen. Die Art ist der in Europa heimischen Reiherente sehr ähnlich. Auch einige der ebenfalls endemischen Maorimöwen waren an dem See unterwegs, die ohne scheu direkt vor die Kamera liefen.


Auf dem Rückweg begegnete mir noch ein Neuseeland Fächerschwanz. Dieser bekannte und beliebte Singvogel ist ein echter Akrobat in der Luft. Auf Insektenjagd kann man ihn oft wild durch die Luft fliegen sehen, wobei sein namensgebender gefächerter Schwanz gut zur Geltung kommt.
Travis Wetland

Am Abend und auch am nächsten Morgen war ich jeweils im Travis Wetland unterwegs, einem kleinen Feuchtgebiet am nördlichen Rand Christchurchs. Ein sehr schön angelegter Weg mitten durch das Gebiet und eine Beobachtungshütte ermöglichen es, den Vögeln ohne sie zu stören sehr nahe zu kommen. Wie erwartet konnte ich einige der heimischen neuseeländischen Entenarten finden und fotografieren: Weißkehlente, Maoriente und Halbmond-Löffelente.
Mit Weißgesicht-Stelzenläufer, Maskenkiebitz, und Südinsel-Austernfischer waren auch einige Limikolen anwesend. Weitere Arten waren Königslöffler, die im Sommer wohl im Südosten des Gebiets brüten, Weißwangenreiher und Sumpfweihe.
Die im Gebiet zahlreichen Pukekos (Sumpfhühner) waren sehr zutraulich und ließen mich etwas mit kürzerer Brennweite experimentieren. Das Teleobjektiv musste also für einen Moment weichen und wurde von meinem 24-105 mm ersetzt. Als das Kamerasetup fertig war entfernte ich mich ein Stück, um über das Handy auszulösen und lockte die neugierigen Pukekos durch das Werfen von kleinen Steinchen an. Mit etwas Geduld gelangen mir einige interessante Bilder.

Seeschwalben an der Ashley Mündung
Eine halbe Stunde nördlich von Christchurch findet man das Ashley Estuary, eines der besten Beobachtungsgbiete rund um Christchurch, besonders für Limikolen zur Zugzeit. Ich hoffte bereits die ersten Schiefschnäbel bei ihrer Rückkehr aus ihren Überwinterungsgebieten auf der Nordinsel anzutreffen. Neben den häufigen Wasservögeln findet sich in dem Gebiet auch eine große Kolonie der Weißstirn-Seeschwalben. Ein Teil der Kolonie rastete am zugänglichen Strand als ich ankam. Durch vorsichtiges herankrabbeln über hundert Meter konnte ich mich an die gewöhnlich relativ scheuen Vögel bis auf 5 Meter annähern und verbrachte circa eine Stunde im Sand liegend mit der Kolonie. Zu den Weißstirn-Seeschwalben gesellten sich ab und zu einzelne der orangeschnäbeligen Schwarzstirn-Seeschwalben und auch 3 Raubseeschwalben waren anzutreffen.

Damit hat sich dieser kurze Wochenendtrip sehr gelohnt, obwohl die Zeit vergleichbar mit dem europäischen Februar/März eher eine ruhige in der Vogelwelt ist. In den nächsten Wochen möchte ich endlich mit einem Projekt zu den an Dunedins Stränden brütenden Gelbaugenpinguinen starten, der weltweit seltensten Pinguinart. Updates dazu gibt natürlich hier und auf meinem Instagram Account.